
Die Mechanochemie nutzt mechanische Verfahren wie das Kugelmahlen, um chemische Reaktionen in Gang zu setzen und kommt weitgehend ohne Lösungsmittel aus.
Quelle: BAM
Projektlaufzeit
01.10.2022 - 30.09.2026
Projektart
EU Projekt
Projektstatus
Laufend
Kurzbeschreibung
In IMPACTIVE geht es um die Entwicklung einer hocheffizienten, umweltfreundlichen und zugleich erschwinglichen Technologie zur Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe.
Ort
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Richard-Willstätter-Straße 11
12489 Berlin
Quelle: BAM
Das Projekt widmet sich der Validierung neuartiger, umweltfreundlicherer Methoden für die Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe (API) mithilfe der Mechanochemie. Die Mechanochemie steht für verschiedene Methoden, die mechanische Energie zur Durchführung chemischer Reaktionen nutzen. Sie wurde bereits erfolgreich in der Luft- und Raumfahrt, in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie sowie bei der Biomasseverarbeitung eingesetzt. Jetzt soll die Mechanochemie für die Herstellung von API validiert werden.
Quelle: BAM
Das Projekt hat konkret zum Ziel, mindestens einen lösungsmittelbasierten Schritt bei der Synthese von sechs Wirkstoffen aus drei verschiedenen Familien von Verbindungen (Caryl Glykosiden, Acrolein-Derivaten sowie Harnstoff- und UHP-Resten) durch eine mechanochemische Alternative im Labormaßstab zu ersetzen.
Quelle: BAM
Quelle: BAM
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Partner
Horizon 2022
Die Auswirkungen der pharmazeutischen Produktion auf die Umwelt sind gravierend: Die Herstellung und Verwendung von Arzneimitteln verursacht aufgrund des Energieverbrauchs hohe CO2 Emissionen, Kontamination von Böden, Biota und des Wassers. Sie kann Gefahren für die menschliche Gesundheit durch krebserregende Verunreinigungen des Grundwassers mit sich bringen. Insbesondere die Verwendung von Lösungsmitteln stellt ein großes Problem dar.
Der europäische Green Deal hat zu strengeren Umweltvorschriften für die Pharmaindustrie geführt. Mit einer unbeabsichtigten Folge: Viele herstellende Unternehmen greifen aufgrund der hohen Kosten, die mit nachhaltigeren „grünen“ Arzneimitteln verbunden sind, auf Arzneimittel außerhalb der EU zurück. Dies wiederum führt zur Abhängigkeit von Importen und Lieferkette und bedingt geringe Krisenresistenz in Europa. Neue Methoden zur umweltfreundlichen, effizienten und wirtschaftlichen Herstellung von Arzneimitteln sind daher gefragt. Das IMPACTIVE-Projekt bündelt das Fachwissen und die Kenntnisse aus zwei COST-Aktionen und wird neue umweltfreundliche Methoden zur Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen (APIs) entwickeln. Dabei wird die Mechanochemie als bahnbrechende Technologie eingesetzt: Bei der Mechanochemie ermöglichen mechanische Verfahren wie Kugelmahlen, Extrusion, akustisches Resonanzmischen, Mischen und Sprühtrocknung chemische Reaktionen. Die Vorteile: es werden keine Lösungsmittel verwendet, das Verfahren ist hoch effizient, sehr wirtschaftlich und es zeichnet sich durch einen geringeren Energieverbrauch und niedrige CO2-Emission aus.
Das Projekt zielt auf die Anwendung der Mechanochemie im Pilotmaßstab bei der Herstellung von sechs Wirkstoffen aus drei verschiedenen Verbindungsfamilien, die zum Beispiel in der Krebstherapie oder Virenbekämpfung zum Einsatz kommen. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat ergeben, dass die vollständige Umstellung der Pharmaproduktion auf Mechanochemie die terrestrische Ökotoxizität und die CO2-Emissionen theoretisch um mehr als 85 Prozent und die Produktionskosten um 12 Prozent reduzieren könnte.
Projektleitung
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Partner
Université de Montpellier (FR)
Center for Colloid and Surface Science CSGI (IT)
Radboud Universiteit (NL)
Université Catholique de Louvain (BE)
RWTH Aachen University (DE)
Max-Planck-Institute Kohlenforschung (DE)
Trinity College Dublin (IE)
Technion (IL)
Förderung
Die Förderung erfolgt durch das EU-Förderprogramm Horizon2020.
Quelle: The European Union's Horizon 2020 research and innovation programme