01.09.2021
Gips in Bauschutt

Gips in Bauschutt

Quelle: BAM

Der Gipsverbrauch ist in den vergangenen Jahrzehnten weltweit stark angestiegen. Dies liegt vor allem an den guten Baustoffeigenschaften des Gipses, der auf vielfältige Weise im Neubau und in der Sanierung von bestehenden Gebäuden eingesetzt werden kann. Neben dem Einsatz als Zusatzmittel in der Zementproduktion finden Gipsprodukte vor allem im Innenausbau Anwendung. In Deutschland hat vor allem die Produktion von Gipsplatten, insbesondere von Gipskartonplatten, den Verbrauch von Gips beschleunigt. In Abhängigkeit von der jeweiligen Lebensdauer der verwendeten Gipsprodukte folgt zeitversetzt eine Erhöhung des Gipsanteils in den bei Rückbaumaßnahmen anfallenden Bau- und Abbruchabfällen.

In den vergangenen Jahren wurde über die Hälfte des Gipsbedarfs in Deutschland durch die Nutzung von sogenanntem REA-Gips (REA steht für RauchgasEntschwefelungsAnlage) gedeckt, der bei der Reinigung der Abluft aus Kohlekraftwerken anfällt. Im Zuge der Energiewende ist es geplant, die Kohlekraftwerke sukzessive abzuschalten. Damit entfällt ein wichtiger Bestandteil der Gipsversorgung. Angesichts dieser Entwicklung und den gleichzeitigen Bestrebungen in Richtung einer Kreislaufwirtschaft gewinnt das Recycling von Gipsabfällen daher besonders an Bedeutung. Die Verwendung von recyceltem Gips ist jedoch nur sinnvoll, wenn er umweltfreundlich und wirtschaftlich darstellbar ist.

Vor diesem Hintergrund wurde eine ökobilanzielle Bewertung des Recyclings von Gipskartonplatten vorgenommen. Auf der Basis von Daten aus der industriellen Verarbeitung von Gipskartonplatten zu recyceltem Gips wurden verschiedene relevante Umweltwirkungen (z.B. Flächenverbrauch, Klimawandel) berechnet und mit den Umweltwirkungen aus dem Abbau von Naturgips und der Bereitstellung von REA-Gips aus Kohlekraftwerken verglichen. Für die Berechnungen wurden von der Industrie bereitgestellte Originaldaten für den Aufbereitungsprozess sowie ergänzende Daten aus einer Datenbank für Lebenszyklusbewertungen verwendet. Die Analysen ergaben, dass – in Abhängigkeit von dem jeweiligen Bewertungsrahmen (z.B. den zugrunde gelegten Transportentfernungen) – das Recycling von Gipskartonplatten auch im Vergleich zur Natur- und REA-Gips-Gewinnung in verschiedenen Umweltaspekten ökologisch vorteilhaft sein kann.

Environmental Evaluation of Gypsum Plasterboard Recycling
Karin Weimann, Christian Adam, M. Buchert, J. Sutter
veröffentlicht in Minerals, Vol. 11 Issue 2, S. 201 ff., 2021
BAM, Fachbereich Thermochemische Reststoffbehandlung und Wertstoffrückgewinnung