01.10.2020
Kupfer, ein antimikrobielles Material. Antibiotika-resistente Bakterien. Mechanismen für Kreuzresistenz von Kupfer & Antibiotika

Kupfer, ein antimikrobielles Material. Antibiotika-resistente Bakterien. Mechanismen für Kreuzresistenz von Kupfer & Antibiotika

Quelle: BAM, Fachbereich Biologische Materialschädigung und Referenzorganismen

Für den Menschen gefährliche, antibiotika-resistente Bakterien müssen in Krankenhäusern in Schach gehalten werden. Bei einer vieldiskutierten Strategie werden Oberflächen in Krankenhäusern mit für Bakterien giftigen Oberflächenbeschichtungen ausgestattet, so dass darauf abgelagerte Zellen dort nicht überleben können. Allerdings können Resistenzmechanismen, die es Bakterien erlauben, auf antimikrobiellen Oberflächen zu überleben, denselben Bakterien auch zu Resistenz gegenüber Antibiotika verhelfen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Kreuzresistenz.

Es ist daher unklar, ob der Nutzen solcher Beschichtungen das Risiko der Anreicherung von antibiotika-resistenten Bakterien übertrifft. In dem nun erschienenen Übersichtsartikel fassen BAM-Forscher*innen, zusammen mit internationalen Kolleg*innen aus Finnland, England, Dänemark und Estland, nun das Wissen und die Wissenslücken zusammen, die die Verwendung von antimikrobiellen Oberflächen und Resistenz in Krankenhäusern betreffen.

Der Artikel beschreibt die vielfältigen Beobachtungen, die im Zusammenhang mit Kreuzresistenzen zwischen Antibiotika und antimikrobiellen Materialien, wie z.B. Silber und Kupfer, gemacht wurden. Die Wissenslücken sind jedoch immens. So wurden bisher viele der beschriebenen Mechanismen nicht unter in Krankenhäusern relevanten Bedingungen untersucht. Zudem werden die Wirksamkeitstests für die Oberflächen im Wasser durchgeführt, was aber nicht dem trockenen Milieu in der Realität entspricht. So konnten die meisten wirklichkeitsnahen Studien kaum einen Nutzen der antimikrobiellen Oberflächen zur tatsächlichen Verringerung von Krankenhausinfektionen zeigen. Weiterhin fehlen Studien, die während des Einsatzes von antimikrobiellen Oberflächen untersuchen, ob es zu einer Anreicherung von antibiotika-resistenten Bakterien in diesen Krankenhäusern kommt.

Insgesamt ist es noch ein weiter Weg für Forscher*innen, bevor antimikrobielle Oberflächen sicher in Krankenhäusern verwendet werden können. Die Risikoeinschätzung von antimikrobiellen Oberflächen ist nicht nur für die Verwendung in Krankenhäusern von Bedeutung. Mehr und mehr werden solche Materialien auch in Haushalten verwendet; z.B. in Kühlschränken, auf Schneidbrettern und in Textilien.

Selection of resistance by antimicrobial coatings in the healthcare setting
Franziska Pietsch, A. J. O'Neill, A. Ivask, H. Jenssen, J. Inkinen, A. Kahru, M. Ahonen, Frank Schreiber
erschienen im Journal of Hospital Infection, Band 106, Heft 1, Seiten 115 -125
BAM Fachbereich Biologische Materialschädigung und Referenzorganismen