
Um den Energieverbrauch von Dunstabzugshauben einschätzen und vergleichen zu können, werden die Geräte seit 2015 mit einem Energielabel versehen
Quelle: Brosa/E+/Getty Images
Wie gut Hauben den Dunst abziehen und wie trocken Trockner sein müssen: Prüfverfahren für das Energielabel unter der Lupe der BAM
Eine der erfolgreichsten europäischen Maßnahmen zur Einsparung von Energie ist das Energielabel. Es informiert über die Energieeffizienz von Geräten. Die Werte auf dem Energielabel werden im Labor gemessen. Die dazugehörigen Messverfahren sind in europäischen Normen beschrieben. In einem Forschungsprojekt überprüfen Experten der BAM nun diese Normen. Liefern die Verfahren genaue Ergebnisse? Wie wird das reale Nutzerverhalten wiedergegeben?
Die Aufgabe einer Dunstabzugshaube besteht darin, die Küche frei von Gerüchen, Wasserdampf und Fetttröpfchen zu halten. Wie steht das im Zusammenhang mit Energieeffizienz?
In jeder Dunstabzugshaube ist ein Ventilator verbaut. Der Ventilator, angetrieben durch einen Elektromotor, saugt die Luft an und drückt sie durch ein Rohr nach außen oder bei Umluftgeräten durch einen Filter wieder zurück in den Raum. Das braucht Strom. Und natürlich geht auch die Beleuchtung in den Energieverbrauch ein. Grundlage der Überprüfung sind die derzeit gültigen Normen für das Label. Interessant sind vor allem die weiteren Angaben auf dem Label, wie der Fettabscheidegrad. Der Fettabscheidegrad fließt nicht in die Effizienzberechnung ein. Er beschreibt die Menge Fett im Filter bezogen auf die Gesamtmenge, die angesogen wurde. Die Klasse A entspricht einem Abscheidegrad von über 95 Prozent. Das dafür genormte Prüfverfahren zeigt allerdings einige Schwächen: Die Messwerte sind nicht immer genau reproduzierbar. Die BAM arbeitet daran, das derzeitige Prüfverfahren zu optimieren. Gleichzeitig wird eine neue Methode entwickelt, mit der zukünftig die Auffangrate ermittelt werden kann. Denn: Niemand will überall einen klebrigen Ölfilm auf den Schränken seiner Küche haben.
Was beschreibt die Auffangrate?
Die Messung einer „Auffangrate“ beschreibt das Verhältnis des von der Haube abgezogenen zum produzierten Ölnebel. Dazu muss die Menge des Öls, das in die Luft freigesetzt wird, genau bestimmt werden. Nach der Norm werden zur Ermittlung des Fettabscheidegrads Wasser und Öl aus zwei separaten Auslässen in einen auf 250 Grad Celsius erhitzten Topf eingetropft. Aufgrund der Hitze bildet sich spontan Wasserdampf, der Öl mit sich reißt. Aber nicht alles vom eingetropften Öl wird komplett in Ölnebel umgewandelt. Es bilden sich auch dicke Tropfen oder Spritzer, die zu schwer sind, um von der Haube abgezogen zu werden oder das Öl brennt an. Diese Mengen gehen der Messung verloren. Motivation für mich, eine neue Messmethode zu entwickeln.
Unser Retter: Die Zerstäuberdüse.
Die BAM hat untersucht, mit welchen Methoden ein Ölnebel hergestellt werden kann. So wurde beispielsweise poröses, mit Waser vollgezogenes Material in Öl erhitzt, wie in einer Fritteuse. Doch das Wasser verdampfte zu langsam und erzeugte zu wenig Ölnebel.
Nach vielen Versuchen zeigte sich, dass mit einer Zerstäuberdüse ein Ölnebel reproduzierbar hergestellt werden kann. Anschließend wurde die Geschwindigkeit und Größe der Öltröpfchen bestimmt, wie sie beim Kochen zu Hause entstehen. Mit diesem Wissen konnte die Zerstäuberdüse so eingestellt werden, dass der Ölnebel den realen Kochbedingungen entspricht.

Testaufbau zum Messen des Ölnebels einer Dunstabzugshaube
Quelle: BAM, Referat Ökodesign und Energieverbrauchskennzeichnung
Werden diese Ergebnisse genutzt, um die Prüfverfahren zu optimieren?
Ja, die Ergebnisse fließen direkt bei den Normungsausschüssen für Dunstabzugshauben und Wäschetrockner ein. Die Norm für Dunstabzugshauben wird derzeit überarbeitet. Ein guter Moment, um de Ergebnisse mit den Expertinnen und Experten aus dem Normungsausschuss diskutieren. Auch den Normungsausschuss für Wäschetrockner konnte die BAM durch ihre Forschungsergebnisse zu Standzeiten unterstützen. Standzeiten ergeben sich beispielsweise über ein Wochenende. In der Zeit trocknet ein Trockner aus – Wasser verdunstet. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Die Prüfbedingungen müssen aber immer vergleichbar bleiben. Deshalb müssen Wäschetrockner nach jeder Standzeit befeuchtet werden – so die Norm. Die Untersuchungen der BAM zeigten, dass diese Zeit verlängert werden kann. Wertvolle Prüfzeit im Labor und damit auch Prüfkosten können so gespart werden.
Die Messmethoden müssen in allen Laboratorien reproduzierbar sein. Wie geht man da vor?
In verschiedenen Prüflaboratorien laufen die ersten Vergleichsexperimente. Sie sollen zeigen, dass die von neu entwickelten Verfahren robust sind und reproduzierbare Ergebnisse liefern. Die BAM ist ständig im Gespräch mit den Expertinnen und Experten vor Ort. Vom ersten Experiment, über Optimierungsversuche, bis hin zur Validierung einer neuen Methode ist viel Zeit im Labor erforderlich.
Wer profitiert von den optimierten Messverfahren?
Zum einen die Hersteller, denn sie müssen ihre Geräte für die Angaben auf dem Energielabel selbst messen. Marktüberwachungsbehörden prüfen, ob die Angaben korrekt sind. Dazu sind zuverlässige Prüfverfahren unabdingbar. Wenn die Marktüberwachung schnell und kostengünstig prüfen kann, kann sie effektiver arbeiten und weitaus mehr Stichproben nehmen. Denn: Die Marktüberwachungsbehörden können nicht jedes Gerät nachmessen. Ein Screening, also ein Schnelltestverfahren, könnte hier helfen. Das Screening trifft eine Vorauswahl, welches Gerät umfassend überprüft werden soll. Solch ein Screeningverfahren hat die BAM für Wäschetrockner entwickelt. So könnten die Überprüfungen schneller als heute durchgeführt und die Kosten für die Marktüberwachung gesenkt werden.