Das SAFIA Technologies Team

Das SAFIA Technologies Team: Ayberk Coşkun, Nick Gundermann, Dr. Timm Schwaar, Dr. Peter Carl (v.l.n.r.)

Quelle: BAM

SAFIA Technologies ist ein junges Spin-off der BAM. Das Team rund um Timm Schwaar, Peter Carl, Nick Gundermann und Ayberk Coşkun hat einen Schnelltest entwickelt, der Lebensmittel auf Schimmelpilzgifte hin untersucht. In einem Gespräch erzählen drei der Gründer von ihrer Geschäftsidee, Finanzierung und warum ein breit aufgestelltes Team wichtig ist.

Was hat euch zur Ausgründung bewegt?

Peter Carl: Während meiner Promotion habe ich einen Schnelltest für den Nachweis von Medikamentenrückständen im Abwasser entwickelt. Auf einer Konferenz habe ich den Test vorgestellt und wurde angesprochen, wo man den kaufen könnte. Da kam zum ersten Mal die Überlegung auf, dass das ein marktfähiges Produkt sein könnte. Am Anfang war erst einmal viel Entwicklungsarbeit notwendig, aber am Ende waren die Ergebnisse sehr gut, so dass ich Timm davon überzeugen konnte, diese Messplattform weiter auszubauen und für eine Kommerzialisierung nutzbar zu machen. Dann wurde uns schnell klar, dass das Potential der partikelbasierten Plattform viel größer ist und die Analytik auch für andere Bereiche, z. B. für Lebensmittel, eingesetzt werden kann.

Timm Schwaar: Wir haben uns dann intensiv mit dem Thema Ausgründung beschäftigt. Unterstützung dafür haben wir vom Servicebereich Forschung der BAM und vom Gründungsnetzwerk PROFUND Innovation bekommen, die uns von Anfang an beratend zur Seite standen, insbesondere bezüglich der Finanzierungsmöglichkeiten. Zusätzlich dazu hat unser Vorhaben durch Prof. Ulrich Panne und unseren Fachmentoren Dr. Rudolf Schneider und Dr. Michael Weller Rückenwind erhalten.

Was ist das Besondere an der SAFIA-Technologie?

Peter Carl: SAFIA steht für Suspensionsarray Fluoreszenz-Immunoassay. Das ist ein partikelbasierter Schnelltest. Im Vergleich zu den herkömmlichen Schnelltests, die im Laborumfeld eingesetzt werden, kann man mit SAFIA viele Parameter auf einmal messen. Zum Beispiel können gleichzeitig mehrere Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln nachgewiesen werden.

Timm Schwaar: Unser Schnelltest vereint die Vorteile verschiedener Verfahren: Das einfache Mix-and-Measure-Prinzip ermöglicht mehr als 1000 Einzelmessungen in weniger als 3 Stunden. Auch die Anwendung ist sehr einfach: Die Auswertung der Ergebnisse erfolgt vollautomatisch, innerhalb von 90 Sekunden.

Nick Gundermann: Gerade in der Lebens- und Futtermittelindustrie gibt es strenge EU-Regularien. Mit unserem Test können Lebensmittelproduzenten schnell und einfach ihre Produkte auf Schimmelpilzgifte testen und sicherstellen, dass die zulässigen Höchstmengen nicht überschritten werden.

Vor kurzem habt ihr eure Website www.safia.tech gelauncht. Wie geht es für SAFIA weiter?

Timm Schwaar: Der Launch der Website war der erste Schritt, um SAFIA auch nach außen sichtbar zu machen. Im nächsten Schritt wollen wir Analysenlaboren unsere Technologie vorstellen und gemeinsam Pilotprojekte angehen. Parallel findet weiterhin intensive Forschung statt, um unsere Plattform an aktuelle Fragestellungen anzupassen.

Peter Carl: Wir wollen unseren Anwendungsbereich weiterentwickeln und in den diagnostischen Bereich gehen. Gerade arbeiten wir daran, einen Test zu entwickeln, der beispielsweise Antikörper nach einer COVID19-Infektion oder einer Impfung bestimmen kann.

Wie unterstützt euch die BAM als junges Start-up bei der Ausgründung?

Timm Schwaar: Die BAM unterstützt uns an allen erdenklichen Fronten. Unsere Mentoren Dr. Schneider, Dr. Weller und Dr. Rurack unterstützen uns sowohl fachlich als auch strategisch. Doch alles wäre nicht möglich, ohne die organisatorische Unterstützung des Servicebereichs Forschung der BAM, der uns bei Patenten, Lizenzierungen und der Drittmittelverwaltung mit Rat und Tat zur Seite steht.

Nick Gundermann: Des Weiteren profitieren wir von der guten Infrastruktur der BAM. Am Standort Adlershof können wir Labore und Büros nutzen. Außerdem erhalten wir Unterstützung bei der Gestaltung von Verträgen mit Dienstleistern.

Welche Tipps könnt ihr anderen ausgründungswilligen Wissenschaftler*innen geben?

Timm Schwaar: Bevor man entscheidet, ein Start-Up Projekt zu starten, sollte man sich mit Kolleginnen und Kollegen bzw. im Freundeskreis austauschen, ob die Gründungsidee sinnvoll ist. Um ein Geschäftsmodell zu entwickeln und zu evaluieren, kann man einfache Tools wie einen Business Canvas benutzen. Hierzu gibt es viele gute Anleitungen im Internet. Empfehlen würden wir auch, sich mit dem Markt auseinanderzusetzen und eine intensive Marktrecherche durchzuführen.

Nick Gundermann: Alles steht und fällt mit dem Team, weshalb man sich schon frühzeitig über die Zusammensetzung Gedanken machen sollte. Wir haben z.B. einen Wirtschaftswissenschaftler mit an Bord, der mit uns zusammen einen Businessplan aufgestellt hat. Netzwerken und Feedback einholen sind weitere wichtige Aspekte, damit man sich als junges Unternehmen etabliert. Außerdem sollte man sein Vorhaben immer wieder kritisch prüfen und den Markt im Blick behalten.

Peter Carl: Auch wenn man im ersten Schritt eine Ablehnung von einem Finanzierungsprogramm, wie beispielsweise EXIST, erhalten hat, empfehlen wir die Geschäftsidee erneut einzureichen. Der Pitch ist oft nicht einfach, da man sein Geschäftskonzept innerhalb von 10 Minuten verständlich präsentieren muss. Wenn es wider Erwarten nicht gelingt, sollte man sich nicht entmutigen lassen – es gibt eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten für Ausgründungen.