
Ilko Bald lehrt an der Universität Potsdam. Davor war er Juniorprofessor an der BAM. Für seine Arbeiten erhielt Bald eine hochdotierte Förderung vom Europäischen Forschungsrat.
Quelle: BAM
Die BAM besetzt in Kooperation mit mehreren Universitäten Juniorprofessuren, um gezielt neue Ideen aus der akademischen Welt zu erhalten. Bis Ende 2018 hatte der bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnete Chemiker Ilko Bald eine der Stellen inne. Im Gespräch berichtet der BAM-Alumnus über seine Erfahrungen während dieser Zeit.
Woran haben Sie in den sechs Jahren, in denen Sie zugleich Juniorprofessor an der BAM und an der Universität Potsdam waren, gearbeitet?
Ich habe in Berlin und in Potsdam ein neues Forschungsfeld etabliert, das ich zuvor als Postdoc in Dänemark kennengelernt hatte: DNA-Origami-Strukturen. Dabei geht es darum, wie man die DNA von Viren zu Nanostrukturen faltet – ähnlich einem Origami aus Papier, nur sehr viel kleiner. Man kann diese Nanostrukturen einsetzen, um im menschlichen Körper medizinische Wirkstoffe zu transportieren. Mein Team und ich haben sie zu einer Art Sensor umgebaut, um mit ihnen einzelne Moleküle nachzuweisen. Wir hoffen, daraus eine Technik zu entwickeln, mit der man chemische Reaktionen in Echtzeit verfolgen kann – in einer Präzision, die bisher nicht möglich ist. Eines Tages wird man mit diesen Nanostrukturen aus DNA vielleicht auch Krebszellen in Gewebeproben nachweisen können.
Warum haben Sie sich 2013 auf die Juniorprofessur an der BAM beworben?
Ich fand die Ausschreibung damals interessant, muss aber zugeben, dass die BAM für mich – obwohl ich Berliner bin – Neuland war. Ich war fasziniert davon, wie aktiv die BAM sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der anwendungsorientierten Wissenschaft ist. Man bewegt sich ja als Akademiker an der Universität gewissermaßen in einer Blase. Die Juniorprofessur hat mir einen intensiven Einblick in die außeruniversitäre Forschung ermöglicht. Das hat mir sehr geholfen.
Inwiefern?
Ich habe mich vorher für einen reinen Grundlagenforscher gehalten. Die BAM, die ja die Aufgabe hat, die Wirtschaft in Deutschland zu unterstützen, war eine völlig neue Welt für mich – eine sehr spannende Welt. Für mich war es hilfreich zu sehen, wie man Forschung so betreibt, dass sie direkt in die Wirtschaft getragen werden kann. Das hatte ich vorher für mich gar nicht in Erwägung gezogen. Ich habe dann selbst begonnen, in ganz neue Richtungen zu denken, und meinen Fokus mehr auf die Anwendung gerichtet. Etwa auf die Frage: Wie kann man die DNA-Origami-Strukturen für analytische Zwecke, also etwa als Sensor, nutzen? Gerade die Sensorik ist ja ein Thema, das an der BAM sehr präsent ist.
Sie haben während Ihrer Zeit an der BAM einen „Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrates in Höhe von zwei Millionen Euro erhalten. Inwieweit hat die Auszeichnung Ihre Forschungen begünstigt und wie sah die Arbeit an zwei Institutionen konkret im Alltag aus?
Der Preis war eine großartige Bestätigung unserer bisherigen Arbeit und zugleich ein Ansporn für die Zukunft. Mit dem Fördergeld konnte ich meine eigene Forschungsgruppe ausbauen. Mein Team und ich, wir haben die Kooperation zwischen BAM und Universität Potsdam wirklich gelebt. Wir sind viel hin und her gefahren, hatten an beiden Orten Zugang zu Laboren und Büroplätzen und konnten auf die gesamte Infrastruktur zugreifen. Das war schon ein Privileg. Wir haben uns dann meistens dafür entschieden, den Tag entweder an der BAM oder in Potsdam zu verbringen, je nachdem, welche Experimente gerade geplant waren.
Ist die Arbeit an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung ein Karriereweg, den Sie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern empfehlen würden?
Absolut. In meinem Fall war dieser Weg ein Erfolgsmodell und ich würde diesen Weg auch jedem empfehlen. Ein ganz entscheidender Faktor war, dass beide Institutionen mir die Freiheit gegeben haben, sehr selbstständig zu arbeiten. Ich konnte mich ganz darauf fokussieren, meine eigenen Forschungsgebiete und meine eigene Gruppe aufzubauen. So hatte ich die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln – und dann wird die eigene Forschung auch von außen als eigenständige Leistung wahrgenommen. Zudem kann man als BAM-Mitarbeiter bzw. -Mitarbeiterin sehr gut Kontakte knüpfen, da ergibt sich ganz schnell ein größeres Netzwerk, als man es allein an der Universität hätte.
Anfang 2019 wurden Sie als Ordinarius an die Universität Potsdam berufen. Was ist von der Kooperation geblieben?
Der anwendungsorientierte Ansatz der BAM ist in meine Forschung und Lehre eingeflossen. Wir halten das Modell der Juniorprofessur in gewisser Weise weiter aufrecht und benutzen immer noch Geräte an der BAM. Ich unterhalte mehrere Kooperationen mit Kolleginnen und Kollegen an der BAM und wir planen gemeinsame Projektanträge. Ich betreue zudem mehrere Doktorarbeiten, die gerade an der BAM entstehen. Es gibt also nach wie vor viel Austausch. Und das soll auch so bleiben.