
Dr.-Ing. Media Ghasem Zadeh Khorasani
Quelle: BAM
Was bedeutet Gleichstellung, Vielfalt und Diversity für Sie persönlich?
Für mich bedeuten diese Werte, die Einzigartigkeit jedes Einzelnen anzuerkennen, sie zu schätzen und zu würdigen. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Menschen unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung und Identität, Alter, körperlichen Fähigkeiten oder neurologischer Vielfalt die gleichen Chancen haben. Eine Organisation wie die BAM sollte die Vielfalt in der Gesellschaft widerspiegeln. Wie viele Menschen, die nach Berlin gekommen sind, habe ich mich aufgrund der Offenheit und Vielfalt für Berlin entschieden, und ich erwarte, dass mein Arbeitsplatz diese Werte ebenfalls widerspiegelt.
Ich persönlich vermeide es auch, das Wort “Toleranz” im Zusammenhang mit Diversität zu verwenden, da es eher einen negativen Beigeschmack hat. Stattdessen sollten wir die Diversität bewusst feiern, indem wir individuelle Unterschiede als Vorteile betrachten. So können wir auch als Organisation davon profitieren.
Warum ist Ihrer Meinung nach Diversity in einer Ressortforschungseinrichtung wie der BAM wichtig?
In den letzten Jahren wurden viele internationale Talente vor allem durch unsere herausragenden Forschungsaktivitäten an die BAM gelockt. Es wird jedoch immer wichtiger auch ein strategisches Diversity- und Inklusion-Management zu betreiben, um Mitarbeiter*innen zu gewinnen und langfristig zu binden. Wenn Menschen aus unterschiedlichen Kontexten zusammenarbeiten, führen ihre einzigartigen Perspektiven oft zu mehr Kreativität und innovativen Lösungen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in Bezug auf Gleichstellung insbesondere im öffentlichen Dienst?
Es gibt eine überholte Betrachtung der Chancengleichheit, die sich traditionell nur auf das Geschlecht konzentrierte und dabei weitere Vielfältigkeitsaspekte nicht berücksichtigt hat. Dies mit einer neuen Gleichstellungspolitik und -richtlinien zu verändern, ist ein langfristiges Projekt. Viele führende Unternehmen der Wirtschaft sind da schon deutlich weiter: Sie kommunizieren ihre Vielfalt ganz bewusst. Davon können wir an der BAM lernen. Auch die Sprache kann eine Barriere darstellen. Oft ist Deutsch noch die “Amtssprache” im öffentlichen Dienst. Dies kann zu Konflikten und einem Gefühl der Ausgrenzung bei internationalen Wissenschaftler*innen führen, was zur Folge hat, dass die BAM ihre Talente und Fähigkeiten nicht voll ausschöpfen kann.