
Dr. Tomislav Stolar, Adolf Martens Fellow im Fachbereich Strukturanalytik
Quelle: BAM
Interview Serie "Kurz vorgestellt: Menschen@BAM"
Dr. Tomislav Stolar, Adolf Martens Fellow im Fachbereich Strukturanalytik
Tomislav, bitte erzähl uns ein wenig über dich. Was hast du gemacht, bevor du zur BAM gekommen bist?
Ich bin in Kroatien geboren und aufgewachsen. Meine wissenschaftliche Laufbahn habe ich 2013 mit einem Freiwilligendienst am größten wissenschaftlichen Institut Kroatiens, dem Ruđer Bošković-Institut (RBI) begonnen, wo ich fünf Jahre lang gearbeitet habe. Das war während meines Bachelor- und Masterstudiums. Im Jahr 2018 wurde ich am RBI als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Doktorand) eingestellt. Meinen Doktortitel habe ich dann 2022 an der Universität Zagreb unter der Leitung von Dr. Krunoslav Užarević erworben. Danach blieb ich noch ein Jahr als Postdoc in derselben Forschungsgruppe am RBI, bevor ich zur BAM kam.
Neben meiner akademischen Tätigkeit habe ich auch erste Erfahrungen in der pharmazeutischen Industrie sammeln können – als Mitbegründer des erfolgreichen Start-ups SeaCras. Erfolgreich, weil es nach drei Jahren immer noch existiert und aktuell vier Mitarbeiter beschäftigt. Wer sich mit Start-ups auskennt, weiß, wie selten so etwas ist. Neben der wissenschaftlichen Karriere hatte ich bis 2019 parallel auch eine recht erfolgreiche Sportkarriere. Ich war mehrfacher kroatischer Karate-Nationalmeister und habe als Mitglied der Nationalmannschaft an Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und World Beach Games teilgenommen. Mein bestes sportliches Ergebnis ist die Bronzemedaille bei der Karate-Europameisterschaft der Senioren in Montpellier im Jahr 2016 und der 32. Platz auf der WKF-Weltrangliste im Jahr 2018. Aber meine wertvollste Errungenschaft ist es, ein stolzer Ehemann von Jasna und ein Vater der sechs Monate alten Tara zu sein.
Du hast ein Adolf-Martens-Fellowship von der BAM erhalten und den Fachbereich Strukturanalytik als Gastgeber gewählt – wie kam es dazu?
Das liegt an Dr. Franziska Emmerling, die die Abteilung Materialchemie und den dortigen Fachbereich Strukturanalyse leitet. Da ich seit mehr als 10 Jahren auf dem Gebiet der Mechanochemie forsche, kenne ich Franziska Emmerling schon seit langem. Sie ist eine weltweit anerkannte Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Mechanochemie, insbesondere der In-situ-Überwachung von mechanochemischen Reaktionen. Wir haben auch schon 2017 zusammen ein Paper veröffentlicht. Zudem wollten meine Frau Jasna Alić (Stolar) und ich irgendwohin gehen, wo es Möglichkeiten für uns beide geben würde. Jasna hat ebenfalls einen Doktortitel in Chemie, ist auch Expertin für Mechanochemie und meiner Meinung nach eine noch talentiertere Chemikerin als ich. Sie befindet sich derzeit im Elternzeit, wäre aber sehr daran interessiert, ihre Karriere ebenfalls an der BAM fortzusetzen.
Worum geht es in deinem Forschungsprojekt und was fasziniert dich daran am meisten?
Mein Forschungsprojekt zielt auf die Entwicklung einer nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen Technologie für das chemische Recycling von Kunststoffabfällen zu Monomeren ab. Das Thema ist hochaktuell: Derzeit stehen wir vor einer "Kunststoffkrise", denn Kunststoffabfälle in der Umwelt stellen eine Gefahr für die Ökosysteme dar und das Vorhandensein von Mikro- und Nanokunststoffen beim Menschen gibt Anlass zu alarmierenden gesundheitlichen Bedenken. Kunststoffe werden aus fossilen Rohstoffen hergestellt und mehr als 70 % der Kunststoffabfälle werden auf Deponien gelagert oder in die Umwelt entsorgt. Die EU hat sich verpflichtet, bis 2030 100 % aller Kunststoffverpackungen zu recyceln – davon sind wir mit derzeitigen 14 % noch weit entfernt. Um 100 % zu erreichen, reichen die bestehenden Technologien nicht aus – innovative Lösungen sind unerlässlich. Die in meinem Projekt entwickelte Technologie ermöglicht einen großen Fortschritt auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe im Einklang mit den Zielen der EU.
Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit an der BAM?
Ich war angenehm überrascht, wie gut die Zusammenarbeit innerhalb der BAM funktioniert! Was ich von anderen Forschungsinstitutionen auch nicht kannte, ist eine eigene Werkstatt. Und ich muss sagen, dass ich von den Skills des BAM-internen Werkstatt-Teams sehr beeindruckt bin. Außerdem besteht meine Forschungsgruppe aus Spitzen-Forscher*innen mit unterschiedlichem Hintergrund und Fachwissen. Und auch Franziska Emmerling unterstützt mich als Betreuerin fachlich sehr. Alles in allem kann ich sagen, dass die BAM ein Arbeitsumfeld bietet, in dem ich mich absolut entfalten kann.
Was sind deine Zukunftspläne bzw. was steht als Nächstes für dich an?
Das ist immer schwer vorherzusagen. Ich habe bereits eine Drittmittelfinanzierung (Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA)) beantragt, um meinen Aufenthalt an der BAM zu verlängern, und hoffe sehr, dass es klappt. Ich möchte mindestens ein paar Jahre an der BAM bleiben und dann sehen, wohin mich die Reise führt. Natürlich werden wir bis dahin die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe ermöglichen. Deshalb bin ich ja hierher gekommen...