Ein erfolgreiches Team: Dominik Lubjuhn, Adrian Heidrich, Dr. Franziska Emmerling und Dr. Franziska Fischer aus dem Fachbereich Strukturanalytik (v.l.n.r.)

Ein erfolgreiches Team: Dominik Lubjuhn, Adrian Heidrich, Dr. Franziska Emmerling und Dr. Franziska Fischer aus dem Fachbereich Strukturanalytik (v.l.n.r.)

Quelle: BAM

Bei der Erstellung eines wissenschaftlichen Papers im Rahmen einer Doktorarbeit an der BAM wirkten zwei Chemielaboranten-Auszubildende mit. Die enge Zusammenarbeit von Auszubildenden und Forschenden hat für beide Seiten Vorteile: Auszubildende werden in der BAM gefördert und erhalten schon frühzeitig die Möglichkeit am realen Wissenschaftsleben teilzunehmen. Doktorandinnen und Doktoranden erhalten im Gegenzug wertvolle praktische Unterstützung. Ein Interview mit der Leiterin des Fachbereiches Strukturanalytik, Dr. Franziska Emmerling, der Doktorandin Dr. Franziska Fischer und den beiden Auszubildenden Dominik Lubjuhn und Adrian Heidrich.

Frau Dr. Emmerling, Herr Lubjuhn und Herr Heidrich, beide Auszubildende zum Chemielaboranten, waren während ihrer Ausbildung eine längere Zeit in Ihrem Fachbereich Strukturanalytik. Beide haben in dieser Zeit an einer wissenschaftlichen Veröffentlichung mitgearbeitet. Wie kam es dazu?

Wir nehmen in unserem Fachbereich sehr gerne Laborantinnen und Laboranten im Rahmen ihrer Ausbildung auf. Wir möchten den Azubis möglichst die ganze Breite unserer Arbeit zeigen, so dass neben Routineaufgaben auch Aufgaben im direkten Kontext unserer Forschung anfallen. Herr Lubjuhn und Herr Heidrich waren jeweils an einem Forschungsprojekt beteiligt, das zu einer Publikation führte und ihr Beitrag rechtfertigte eine Autorenschaft.

Ziemlich viel Vertrauen und Verantwortung für so junge Menschen.

Das stimmt und so soll es auch sein. Aus meiner Sicht kann man nur so fördern und entfalten lassen. Wir vermitteln den Sinn einer Aufgabe und setzen auf die Stärke, die aus dem geschenkten Vertrauen wachsen kann.

Die wissenschaftliche Zusammenarbeit erfolgte mit Frau Fischer in Ihrem Fachbereich. Wie kam es dazu?

Frau Fischer war zu diesem Zeitpunkt mit ihrer Promotion beschäftigt. Für mich ist wichtig, dass die Promovierenden lernen, Praktikantinnen und Praktikanten, Bachelor- und Masterstudierende sowie Azubis mit Aufgaben zu versorgen, deren Ergebnisse prüfen und Hilfestellungen geben. Genau diese Aufgabe wartet im Berufsleben als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf sie. Je früher man das lernt, desto erfolgreicher ist man in der Umsetzung.

Frau Dr. Fischer, im Rahmen ihrer Doktorarbeit in der BAM mit dem Thema „Mechanochemie: Charakterisierung und Synthese von Cokristallen“, haben sie unter anderem mit zwei Auszubildenden zusammengearbeitet. Waren Sie erstaunt von der Idee von Frau Dr. Emmerling, Azubis mit in die wissenschaftliche Arbeit einzubinden?

Andere Doktorandinnen und Doktoranden aus unsere Gruppe haben zuvor schon Auszubildende in ihre Arbeit miteingebunden. Insofern war die Idee für mich nicht ungewöhnlich.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Herrn Lubjuhn und Herrn Heidrich?

Die Zusammenarbeit war von Anfang an sehr angenehm. Beide haben recht schnell den wissenschaftlichen Hintergrund und die konkrete Aufgabenstellung verstanden und leisteten wertvolle Unterstützung.

Also eine positive Erfahrung, die Zusammenarbeit hat sich gelohnt! Würden Sie andere darin bestärken, auch mit Auszubildenden zusammenzuarbeiten?

Auf jeden Fall. Zunächst war es ungewohnt, Aufträge zu erteilen und deren Ausführung zu überprüfen, aber die beiden Azubis waren motiviert und insofern war es eine positive Erfahrung.

Herr Lubjuhn und Herr Heidrich, so jung und schon an einer wissenschaftlichen Publikation beteiligt. Wie finden sie das?

Herr Lubjuhn: Super, eine tolle Erfahrung!

Herr Heidrich: Ich habe so etwas nicht erwartet. Finde es aber sehr gut, eine solche Möglichkeit bekommen zu haben.

Was haben Sie konkret getan?

Beide: Zu unseren Aufgaben zählte die Probenvorbereitung, die Synthese und die Bereitstellung der Proben für die Messungen.

Sie haben an den wissenschaftlichen Publikationen „Supply and Demand in the Ball Mill: Competiive Cocrystal Reactions“ und „Polymorphism of Mechanochemically Synthesized Cocrystals: A Case study“ von Frau Fischer mitgearbeitet. Diese wurden in der Fachzeitschrift Crystal Growth & Design* veröffentlich. Wie fühlt man sich, wenn man das sieht?

Beide: Es war schon etwas unwirklich unsere Namen auf den wissenschaftlichen Publikationen zu sehen. Einen gewissen Stolz spürt man schon. Vielen Dank, dass wir schon in unserer Ausbildung solch eine Möglichkeit bekommen haben!

* Crystal Growth & Design ist eine wissenschaftliche Fachzeitschrift. Sie beschäftig sich mit der Anwendung zentraler Struktur-Eigenschaftsbeziehungen von Kristallen und wird von der American Chemical Society veröffentlicht.

Zur Doktorarbeit
„Mechanochemie: Charakterisierung und Synthese von Cokristallen“

Die Mechanochemie ist ein Teilgebiet der physikalischen Chemie, welches sich mit dem chemischen Verhalten von Stoffen unter mechanischer Einwirkung befasst. Sie wird als Alternative zu konventionellen Syntheseverläufen mittlerweile vielfältig eingesetzt. In dieser Arbeit wurden verschiedene Ansätze genutzt, um die mechanochemischen Mechanismen systematisch aufzuklären. Anhand von Modellsystemen (hier: Cokristalle) wurden die mechanochemischen Syntheseverläufe durch in situ-Verfolgung aufgeklärt, die kinetischen sowie thermodynamischen Stabilitäten der Ausgangsstoffe und Produkte ermittelt sowie die Aktivierungsenergie quantitativ abgeschätzt. Die Ergebnisse führten zur Hypothese, dass die mechanochemische Cokristallisation über einen nicht-kristallinen – wahrscheinlich amorphen – Übergangszustand abläuft und hinsichtlich des Mechanismus mit den in Lösung verlaufenden Prozessen vergleichbar ist.

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