01.04.2019
Ausschnitt einer Mikrotestplatte, die zur Durchführung von immunchemischen Tests verwendet wird

Ausschnitt einer Mikrotestplatte, die zur Durchführung von immunchemischen Tests verwendet wird

Quelle: BAM

Antikörper sind Proteine, die zu den wichtigsten biochemischen Reagenzien gehören. Ungefähr zwei Millionen unterschiedlicher Antikörper sind heute auf dem Markt; jedoch ist deren Qualität seit Jahrzehnten ein Thema. Einige Artikel sind schon erschienen, um die Validierung dieser Reagenzien zu verbessern. Leider scheint die Wirkung dieser Publikationen begrenzt zu sein. Unter Validierung versteht man in diesem Zusammenhang der experimentelle Nachweis und die Dokumentation, dass ein bestimmter Antikörper für einen geplanten Zweck geeignet ist. Diese Publikation macht den Versuch, die Beschreibung von Validierungskriterien so zu vereinfachen, dass auch der unerfahrenere Nutzer von Antikörpern in die Lage versetzt wird, das Validierungsniveau eines immunchemischen Reagenzes selbst einzuschätzen. Eine kurze und einfache Checkliste wird zur Verfügung gestellt, um diese Kriterien direkt anwenden zu können.

Zunehmend verdichten sich Hinweise, dass jedes Jahr ein großer Teil von Forschungsinvestitionen aufgrund von qualitativ schlechter Wissenschaft und insbesondere der Verwendung von mangelhaften Reagenzien verschwendet wird. Es wird geschätzt, dass z.B. im Jahr 2010 weltweit ca. 85% der weltweiten Forschungsinvestitionen mit einem Gegenwert von 200 Milliarden US$ betroffen waren. Einige beunruhigende Studien wurden dazu veröffentlicht, die eine empfehlenswerte Lektüre für jeden aktiven Wissenschaftler, Wissenschaftsmanager, Geldgeber und Zeitschriftenverleger darstellen. Diese Diskussion wird auch unter dem Stichwort Reproduzierbarkeitskrise geführt, denn der Hauptpunkt der Problematik scheint darin zu liegen, dass eine große Anzahl an sog. High-Impact-Studien nicht reproduziert (wiederholt) werden können, was die heikle Frage aufwirft, ob solche Studien überhaupt noch als Teil der Wissenschaft angesehen werden sollten.

Die mangelnde Qualität von Forschungsantikörpern scheint ein schwieriges und hartnäckiges Problem zu sein. Inzwischen wurden einige Aktivitäten gestartet, um die Situation zu verbessern und einige nützliche Vorschläge wurden gemacht. Zudem haben einige Firmen das Thema für sich entdeckt und bieten Reagenzien mit verbesserter Validierung an. Auch haben einige wissenschaftliche Zeitschriften ihre Publikationsregeln verschärft. Unglücklicherweise scheinen diese Maßnahmen die Situation noch nicht grundlegend verbessert zu haben. Ein Grund für die regelmäßige Missachtung auch grundlegender Qualitätssicherungsmaßnahmen könnte sein, dass die betreffenden Dokumente und Regularien zu komplex und zu abstrakt sind, um vom durchschnittlichen Anwender korrekt umgesetzt zu werden. Daher ist zu vermuten, dass es eine erhebliche Validierungslücke zwischen den Experten und den Neulingen bzw. Gelegenheitsnutzern von Antikörpern gibt. Die in diesem Artikel formulierten zehn Grundregeln sollen es jedem erleichtern, einen Antikörper bzw. eine betreffende Vorschrift auf ihr Validierungslevel zu überprüfen. Dies ermöglicht eine einfache Risikoabschätzung um massive Qualitätsprobleme zu vermeiden, die ein Projekt grundlegend gefährden und die Reputation aller beteiligten Wissenschaftler beschädigen könnte. Auch können diese Regeln eine Basis für Gutachter sein, die Bewertungen für wissenschaftliche Zeitschriften oder Projektanträge abgeben sollen, ob die eingereichten Unterlagen ein ausreichendes Validierungsniveau nahelegen.

Lesen Sie dazu auch das Paper "Quality Issues of Research Antibodies" erschienen in Analytical Chemistry Insights, 2016.

Ten Basic Rules of Antibody Validation
Michael G. Weller
Analytical Chemistry Insights, 2018, Volume 13
BAM Abteilung Analytische Chemie; Referenzmaterialien, Fachbereich Proteinanalytik