01.03.2019
Blei-Isotopen-Diagramm

Blei-Isotopen-Diagramm der untersuchen Artefakte mit möglichen Blei-Lagerstätten, dargestellt in Form von farbigen Ellipsen

Quelle: BAM, Fachbereich Anorganische Spurenanalytik

Über die Jahrhunderte hinweg wurde magische Artefakte eingesetzt um Vorteile für sich selbst oder Nachteile für Dritte zu erreichen. Dafür wurden in der Antike dünne Täfelchen aus Blei verwendet die entsprechend beschriftet wurden. Diese Täfelchen wurden meist gerollt oder gefaltet und mit einem Nagel durchbohrt, bevor sie in Gräbern, Quellen oder Heiligtümern deponiert wurden. Der Zweck dieser sogenannten Fluchtafeln war vielfältig und reichte von echten Flüchen, die Personen für ein begangenes Verbrechen verdammten bis hin zu Liebeszauber. In einigen Fällen wurden auch Fluchtafeln gefunden, welche die Form von kleinen Figuren hatten und daher oft als „Voodoo-Puppen“ bezeichnet werden.

Fluchtafeln aus Blei wurden erstmals im 5. Jh. v. Chr. in Athen und Sizilien eingesetzt. Einige Jahrzehnte später hat sich diese Gewohnheit bereits im Mittelmeerraum verbreitet. Blei weist große Unterschiede in den natürlichen Isotopenhäufigkeiten der vier stabilen Isotope 204Pb, 206Pb, 207Pb und 208Pb auf. Die daraus resultierende Isotopenzusammensetzung ist charakteristisch für das verwendete Bleierz. Gleicht man die Isotopenzusammensetzung von Bleierzen mit derjenigen eines antiken Blei-Artefakten ab, ist es möglich, Informationen über die geographische Herkunft zu erhalten.

Um mehr über die Herkunft von Fluchtafeln aus dem antiken Griechenland zu erfahren, wurden 59 magische Objekte aus den „Staatlichen Museen zu Berlin“ ausgewählt, um mit einem vollständig validierten Verfahren auf Basis der Thermionen-Massenspektrometrie die Blei-Isotopenzusammensetzung zu bestimmen. Die Ergebnisse wurden dann mit über 2700 Blei-Isotopendaten von möglichen Bleivorkommen aus dem europäischen und mediterranen Bereich verglichen. Dieser Vergleich ergab, dass der Großteil der untersuchten Artefakte mit der Isotopenzusammensetzung der Bleierze aus Laurion übereinstimmt. So konnte die attische Herkunft von 36 Fluchtafeln bestätigt werden. Fünf ursprünglich als nicht-attisch klassifizierte, Fluchtafeln wurden ebenfalls als attisch eingestuft und für weitere sechs nicht-attische Fluchtafeln wurde die Herkunft bestätigt. Überraschend jedoch war, dass sechs von acht untersuchten Fluchtafeln aus der Ägyptischen Sammlung und drei von vier untersuchten Orakeltafeln aus Dodona ebenfalls aus Bleierz aus Laurion hergestellt wurden. Dies weist deutlich auf Laurion als dominierende Bleilagerstätte in ägäischen Raum hin, zumindest im Zeitraum des vierten bis dritten vorchristlichen Jahrhunderts.

Lead isotope analysis in magic artefacts from the Berlin museums
Jochen Vogl, M. Rosner, J. Curbera, U. Peltz, Burkhard Peplinski
Archaeological and Anthropological Sciences, 2018, Volume 10, Issue 5, pp 1111–1127
BAM Abteilung Analytische Chemie; Referenzmaterialien, Fachbereich Anorganische Spurenanalytik und Fachbereich Strukturanalytik