15.01.2018
Wolfram Schmidt (links) und Kolawole Olonade (2.v.r.) im Betonlabor der BAM (zusammen mit Nsesheye Msinjili (2.v.l.) und Stefan Schacht (rechts)).

Wolfram Schmidt (links) und Kolawole Olonade (2.v.r.) im Betonlabor der BAM (zusammen mit Nsesheye Msinjili (2.v.l.) und Stefan Schacht (rechts)).

Quelle: BAM, Fachbereich Baustofftechnologie

Cassava oder auch Manjok ist in Afrika eines der wichtigsten Nahrungsmittel und wird in zunehmend größeren Mengen angebaut. Nigeria ist mit Abstand größter Produzent weltweit. Die daraus resultierende Menge an anfallenden Reststoffen ist industriell interessant. In einem gemeinsamen Projekt der BAM und Dr. Kolawole Olonade von der Obafemi Awolowo University geht es darum, diese Reststoffe, die derzeit keinerlei Nutzen haben, sondern vielmehr sogar Umweltprobleme verursachen, dreifach wiederzuverwenden: Zum einen lässt sich die Reststärke gewinnen und als Rheologiemodifizierer für Beton und Baustoffe verwenden. Weiterhin können die Restschalen verbrannt werden und somit zum Beispiel Energie für das Brennen von Ziegeln liefern. Zuletzt lassen sich die Aschen des Verbrennungsprozesses als nachhaltiger Zementersatz nutzen.

Für diese Forschungsidee hat Dr. Kolawole Olonade (Obafemi Awolowo University) in Projektkooperation mit der BAM den „Deutsch-Afrikanischen Innovationsförderpreis“ erhalten. Der Preis wurde 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erstmals ausgeschrieben und vergeben. Aus einer Vielzahl an Bewerbungen durften sich vier Finalisten über die mit insgesamt 150.000 Euro dotierten Awards freuen.

Am 1. Januar ist das Projekt „Low-Carbon Livelihoods - Cassava residues for performance materials (Local-Care)“ nun gestartet und wird bis April 2020 laufen. Dr. Kolawole Adisa Olonade war 2016 bereits als Gastwissenschaftler an der BAM im Team von Dr. Wolfram Schmidt aus dem Fachbereich Baustofftechnologie tätig. Die begonnene Zusammenarbeit setzt sich nun fort: Ziel des gemeinsamen Projektes ist es, die gewonnenen Stoffe technisch zu bewerten – insbesondere, welche CO2-Mengen eingespart werden können, welche neuen Wertschöpfungsketten durch die Aufwertung von landwirtschaftlichen Reststoffen geschaffen werden können, und welche Rahmenbedingungen erforderlich sind, um sicheres Bauen und eine Qualitätsinfrastruktur zu gewährleisten. Es geht aber auch vor allem darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass landwirtschaftliche Reststoffe ebenso gut für Hochleistungsbaustoffe geeignet sind, wie die derzeit üblichen Reststoffe aus der Metallurgie oder Kohleverbrennung. Deshalb wird es auch eine Ringvorlesung geben, die über Algerien, Kamerun, Kenia bis nach Südafrika führt. In der letzten Stufe soll in Nigeria ein echtes Bauwerk aus „Cassava-Bio-Beton“ entstehen.

Über den German African Innovation Incentive Award

Der Preis „German African Innovation Incentive Award – ‚GAIIA‘“ honoriert herausragende Leistungen afrikanischer Forscher und würdigt die zentrale Rolle von Forschung und Innovation für die Entwicklung moderner Wissensgesellschaften. Zugleich unterstützt er deutsche Forschungs- und Innovationsakteure bei der Weiterentwicklung ihrer Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern. Der Preis wird afrikanischen Forscherinnen und Forschern mit Anbindung an eine Einrichtung in Afrika verliehen. Seine Verwendung erfolgt in gemeinsamen Anschlussprojekten, mit denen die Partner ihre Forschungsergebnisse auf eine künftige Nutzung hin weiterentwickeln. Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen Umweltwissenschaften, Gesundheitsforschung, Bioökonomie, gesellschaftliche Entwicklung und Prozessinnovation, Ressourcenmanagement sowie Informations- und Kommunikationstechnologien.