Dino McMahon forscht als Evolutionsbiologe am Immunsystem von Termiten, um ein ungiftiges Holzschutzmittel zu finden.

Dino McMahon forscht als Evolutionsbiologe am Immunsystem von Termiten, um ein ungiftiges Holzschutzmittel zu finden.

Quelle: BAM, Bild: Michael Danner

Der Biologe Prof. Dr. Dino McMahon erforscht einen Weg, wie man holzzerstörende Termiten ganz ohne Gift stoppt: mit einem Glukose-Molekül.

Herr Dr. McMahon, hier unten, in einem feuchtwarmen Keller der BAM, liegt für Sie ein wahres Königreich. Warum?

Es gibt exzellente Kolonien von Termiten – der wohl beste Bestand der Welt. Die Stämme sind teils sehr alt. Da kann ein Insektenforscher nur jubeln.

Was haben Sie vor?

Ich darf mich aus dem Fundus bedienen. Es gibt hinter diesen Eisentüren fast 30 Termitenarten, das ist grossartig. Meine Doktorandin und ich nehmen zum Beispiel ein paar Tiere aus einem bestimmten Stamm, und dann beobachten wir im Kleinen, wie sie miteinander umgehen.

Sie erforschen das Sozialverhalten? Sollte es nicht in erster Linie darum gehen, die Gefrässigkeit der Termiten zu stoppen?

Ja, genau das wollen wir. Nur gehen wir einen völlig neuen Weg. Bisher werden Termiten ausschließlich mit Pestiziden bekämpft. In Holzschutzmitteln sind diese Gifte enthalten. Um die Wirksamkeit der Mittel zu überprüfen, hält man ja überhaupt so viele Termiten in der BAM. Wir als Evolutionsbiologen versuchen jetzt aber, ganz ohne Gift vorzugehen. Wir stören das Immunsystem der Tiere mit einem Molekül, dem Glukose-Derivat GDL.

Was bewirkt GDL?

Es passt genau an ein bestimmtes Protein, an den Rezeptor des Immunsystems. Das Protein ist entscheidend für die Termiten, es macht die Abwehrkräfte einer ganzen Kolonie aus. Die Termiten bauen es in ihre Nester mit ein. Nun machen wir unsere Versuche mit kleinen Gruppen. Wir geben Tiere, die mit dem Immunblocker GDL infiziert sind, dazu. Wir zeichnen auf, was die Gruppe macht. Es gibt viele Veränderungen im Verhalten, wie wir jetzt wissen. Es spricht vieles dafür, dass die Termiten schwach werden und sterben.

Das wäre also eine rein ökologische Schädlingsbekämpfung ...

… und wirklich ein großer Gewinn für die Umwelt. Es würden keine Gifte aus Holzschutzmitteln mehr in den Boden gelangen. Unter der Erde fressen die Termiten schließlich am stärksten. Da müssen die Holzbauteile besonders geschützt sein, sie werden stark behandelt. Dem Ziel, das ohne Pestizide und Biozide zu schaffen, sind wir nah.

Wäre dies auch ein kostengünstiger Weg?

Ganz bestimmt. Mindestens bis zum Jahr 2020 forsche ich daran, solange bin ich als Juniorprofessor an der BAM und der Freien Universität Berlin. Im Moment machen wir einen ersten großen Feldversuch, ebenfalls hier im Keller: In 36 separaten Beeten haben wir je ein Holzstück vergraben, jedes in unterschiedlicher Weise mit GDL geschützt. Jeweils 1000 Termiten sind in einem Beet, Tiere unterschiedlicher Arten. Das Ganze beobachten wir zehn Monate lang. Aus Frankreich haben wir uns eigens ein paar wilde Termitenkolonien dazu geholt. Für solch ein Großprojekt gab es nicht einmal hier genügend Tiere.

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